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Technisches Marketing im Fertigteilwerk – ein Praxisbeispiel aus der Baubranche

  • Jörg Appl
  • vor 6 Tagen
  • 7 Min. Lesezeit

Was passiert, wenn ein Hersteller von Fertigbetonteilen nicht mehr verkauft, sondern Verantwortung übernimmt – durch Klartext statt Versprechen?

Ein Erfahrungsbericht aus der Baubranche – zwischen Hebepunkten, Normen und Entscheidungen

Männlicher Bauleiter mit orangefarbener Warnweste und Helm, stehend in dunkler Industrieumgebung, blickt lächelnd in die Kamera – Symbolbild für technisches Marketing in der Baubranche

Technisches Marketing in der Baubranche: Von Worthülsen zu Systemlösungen


Thomas Berner, Fertigteilwerk:


„Ich produziere Treppen, die beim ersten Versuch passen – für alle, die entscheiden.Denn beim zweiten Versuch wird’s teuer. Und das ist nicht unser Geschäftsverständnis.“


Hören wir kurz hin.


Denn was Thomas Berner sagt, ist keine Imageaussage –

sondern das Ergebnis eines Systemwechsels.

Ausgelöst nicht vom Marketing, sondern von der Realität.


Was wir früher für gutes Technisches Marketing für die Baubranche hielten, war:

nett formuliert, aber ohne technische Substanz.


Lange Zeit glaubten wir, es reicht, wenn wir zu Planern und Ausführenden sagen:


„Unsere Fertigteiltreppen überzeugen durch architektonische Eleganz, schnelle Montage und nachhaltige Fertigung.

Das Design unterstreicht moderne Raumkonzepte und bietet maximalen Komfort beim Begehen.

Mit uns gehen Sie den nächsten Schritt.“


Klang rund. Sagte aber nichts.


✘ Kein Verweis auf Normen

✘ Keine Angaben zu Toleranzen

✘ Kein Systemnachweis

✘ Kein technisches Marketing, keine Informationsmodule, keine Apps


Also: nichts, was im Zweifel vor Gericht zählt.


Klingt hart. Ist aber Realität.


Heute wissen wir – durch technisches Marketing und schmerzhafte Erfahrung:


Wer so redet, redet an der Verantwortung vorbei.


An den Planer. An die Bauleitung. An den Bauherrn.

Und an die Architektin, die unterschreibt, was am Ende stehen soll.


Denn wer technisch entscheidet, braucht mehr als ein Versprechen.

Mehr als Worte wie Eleganz, Komfort oder Nachhaltigkeit.


Er braucht belastbare, normativ saubere Informationen –in der richtigen Tiefe, zur richtigen Zeit, über den richtigen Kanal.


Darum geben wir kein Versprechen.


Wir definieren die technischen Grundlagen, auf denen entschieden, geplant und gebaut werden kann:


Technisches Marketing in der Baubranche: Systemdaten statt Produktversprechen


Technische Systembasis (Fertigteiltreppe)


  • Typ: Vorgefertigte Stahlbetontreppe gemäß DIN EN 14843

  • Maße: Auftritt 270 mm / Setzstufe 165 mm (Standardmaß)

  • Sichtbeton: Klasse SB 3, Werksüberwachung ÜK2, Kontrollfläche serienmäßig

  • Exposition: EN 206 / DIN 1045-2, XC4 / XF1 / XD1 je nach Nutzung

  • Traglast: nach DIN EN 1991-1-1, bis 5,0 kN/m² je Nutzungskategorie

  • Statischer Nachweis: projektspezifisch, optional IFC-kompatibel

  • Toleranzen: gemäß DIN 18202 / 18203-3, in DWG und PDF benannt

  • Anschluss: Varianten für Ortbeton- und Fertigteildecken, DWG & IFC

  • Lastabtrag & Bewehrung: nach Eurocode 2, inkl. Lastweiterleitung

  • Trittschall: geprüftes Elastomerlager, ΔLw-Wert dokumentiert (ISO 10140)

  • Hebepunkte & Logistik: gekennzeichnet, dokumentiert, Einbaufolge integriert

  • Montageplan: mit Einbaurichtung, Lagerkonzept, Transporthilfe

  • Oberfläche: Sichtbeton grau serienmäßig, Struktur und Farbe auf Wunsch


Aber wir wissen auch: Datenblätter allein entscheiden nichts.


Entscheidungen brauchen Kontext, Vertrauen, Nachvollziehbarkeit.

Vor allem dann, wenn etwas schiefläuft – und jemand die Verantwortung trägt.


Deshalb reden wir nicht nur über Maße, Klassen und Normen.

Wir sprechen die realen Herausforderungen an.


Für alle, die entscheiden –und für alle, die’s ausbaden müssten, wenn’s nicht passt.


Damit Entscheidungen getroffen werden können –

und unsere „Kunden“ Geld verdienen, nicht verlieren..


Was Bauherren, Architekten und Bauleiter von technischem Marketing erwarten – in der Baubranche zählt Substanz


Für Bauherren heißt das:


Diese Treppe ist kein Einzelstück.

Sondern ein geprüftes Fertigteil – mit System, Statik und Nachweis.


Die Maße passen in gängige Grundrisse,

die Tragfähigkeit ist berechnet, dokumentiert, kontrolliert.


Trittschallwerte sind definiert – nicht geschätzt.

Fluchtmaß, Steigungsverhältnis und Brandschutzanforderung werden eingehalten.


Und: Es gibt optische Varianten –

aber alle basieren auf dem gleichen geprüften System.


Du bekommst also nicht einfach eine Treppe, die gut aussieht –

du bekommst eine Lösung, die funktioniert,

rechtssicher abgenommen werden kann

und nicht in Woche 3 auf der Baustelle diskutiert wird.


Für Architektinnen und Architekten heißt das:


Die Sichtbetonklasse ist definiert.

Die Maße sind modular – kein Maßstabsexperiment, sondern planbar im Raster.

Du kannst Varianten wählen – aber innerhalb eines Systems, das funktioniert.


Das spart Zeit in der Entwurfs- und Ausführungsplanung –

und reduziert Abstimmungsaufwand mit Fachplanung, Bauleitung und Prüfung.


Der Anschluss an die Decke ist kein Gestaltungswagnis,

sondern technisch geregelt, mit geprüften Anschlussdetails.


Trittschallwerte, Brandschutzvorgaben und Fluchtmaße sind berücksichtigt –

damit du nicht nur gestalten kannst, sondern auch durchkommst:

in der Freigabe, im Bauablauf, in der Nutzungsgenehmigung.


Kurz gesagt:

Du bekommst Spielraum – aber nicht auf eigenes Risiko.


Für Bauleiter heißt das:


Die Anlieferung ist just-in-time geplant – nicht irgendwann im Lauf der KW.

Der Einbau klappt mit Standardkran – kein Sonderhaken, kein Bauchgefühl.

Hebepunkte sind dokumentiert. Montagefolge ist klar.

Toleranzen stehen im Plan – nicht im Kleingedruckten.


Du brauchst keine Improvisation –

nur den richtigen Kranhaken zur richtigen Zeit.


Und das spart Geld.

Weil funktionierende Abläufe Stillstand vermeiden.

Weil keine Nacharbeit günstiger ist als jede Nacharbeit.


Aber das reicht nicht.

Denn gebaut wird nicht am Schreibtisch.


Deshalb gilt auch:


📌 Die Hebepunkte müssen so klar markiert sein,

dass sie ein polnischer Subunternehmer in der Frühschicht nicht falsch versteht.


📌 Die Montagefolge muss in Bildern darstellbar sein –

für Leute, die keine Texte lesen, aber Stahl verlegen.


📌 Der Lieferschein braucht einen QR-Code mit Einbauanleitung –

damit keiner fragt: „Was soll ma jetzt mit dem Ding?“


Denn wenn die Treppe da ist, aber keiner weiß, wie sie rein soll,

kostet dich das mindestens eine halbe Kolonne, eine Stunde Kran – und den letzten Nerv.


Und wir liefern mehr als PDFs.

Wir liefern eine Informationsstruktur, die sich an der technischen Realität orientiert –

nicht an der nächsten Marketingrunde.


Ein modulares Informationssystem, das Realität abbildet – nicht Broschürenphantasien.


Unsere Module für technisches Marketing in der Baubranchen


Erstens: eine interaktive Systemgrafik mit Layer-Funktion.


Die Darstellung zeigt die Fertigteiltreppe im Baukontext – eingebettet in Decke, Wand, Fundament.


Einzeln zuschaltbare Layer machen sichtbar:

  • statisches Tragverhalten

  • Anschlussbewehrung

  • Hebepunkte

  • Montagefolge

  • Sichtbetonanforderungen


Ziel: Kein Durchklicken durch 200 Seiten PDF, keine Interpretationslücken –

sondern ein Blick, eine Struktur, eine Grundlage.


Für Planer, Bauleiter und Prüfingenieure.


Zweitens: eine Planerseite mit downloadbaren Details – DWG, IFC, PDF.


Anschlussvarianten, Toleranzen, statische Kennwerte, Lastannahmen –

jeweils mit klarer Gültigkeit und Bezugsnorm.


Aber wir liefern nicht nur Dateien.

Wir liefern Bemessungsgrundlagen, Variantenlogik und technischen Kontext.

Damit klar ist, was Standard ist, was abweicht – und wann Rücksprache nötig ist.


Ziel: Planungssicherheit, auch bei knappen Terminen und prüfpflichtigen Bauteilen.

Keine Komplettlösung, aber ein belastbarer Ausgangspunkt für die Genehmigungsplanung.


Drittens: eine Verarbeiter-Checkliste – eine Seite, baustellengerecht.


Klartext für den Einbau:

  • Kranequipment: Typ, Traglast, Aufhängung

  • Hebepunkte: Lage, Markierung, Hakenart

  • Montagereihenfolge: was zuerst, was danach

  • Zeitbedarf pro Einheit: realistisch kalkuliert


Nicht als PDF auf irgendeinem Server.

Sondern direkt am Bauteil – als QR-Code auf Lieferschein, Typenschild oder Verpackung.

Scannen. Lesen. Montieren.


Ziel: Kein Rätselraten. Kein Improvisieren unter Zeitdruck.

Sondern ein Fertigteil, das sagt, wie es eingebaut wird – bevor es jemand falsch macht.


Viertens: ein „Was passiert, wenn...“-Modul – für die Fälle, die im Baualltag nicht nach Plan laufen.


Nicht als juristisch abgesicherte PDF-Beilage, sondern als konkrete Reaktionsmatrix:

  • Treppenauge abweichend? → Toleranztabelle + Handlungspfad

  • Sichtbeton beanstandet? → Werkdokumentation + SB-Klasse + Abnahmeprotokoll

  • Lastweiterleitung? → Tragmodell + Anschlussdetails als DWG/IFC

  • Hebepunkte markiert? → Ja. Montageblatt + QR-Code am Bauteil

  • Expositionsklasse passend? → Tabelle XC/XF + Einsatzbereich

  • Trittschallschutz? → ΔLw-Wert dokumentiert, Lagerlösung geprüft

  • Statischer Nachweis? → Kurzbericht dabei, Statik auf Anfrage, IFC vorbereitet


Und wenn trotzdem etwas offen bleibt:

Ein technischer Berater steht bereit.

Vor Ort, telefonisch oder per Teams. Nicht zum Wegreden – zum Durchrechnen.


Ziel: Haftungsklarheit, sichere Entscheidungsprozesse, kein Nachspiel.


Fünftens: eine Bauherrenseite – öffentlich und privat zugänglich.


Klartext zum Wirkprinzip, Nachweise als PDF, Pflegeplan für Sichtbeton, FAQ in verständlicher Sprache.


Ziel: Vertrauen schaffen, Verantwortung sichtbar machen – ohne Techniküberforderung.


Unser Ziel ist kein Sammelsurium aus PDFs – sondern ein funktionierendes Projektgespräch


So klingt das, wenn’s gelingt:


Bauherrin:

„Ist das jetzt die Sichtbetonklasse, die wir freigegeben haben? Ich will keine Diskussionen bei der Abnahme.“


Architektin:

„SB3 – wie vereinbart. Werkmuster war freigegeben, Dokumentation liegt vor.

Wenn sich jetzt noch was ändern soll, reden wir über Zeit und Zusatzkosten.“


Tragwerksplaner:

„Maße stimmen: Auftritt 270, Setzstufe 165. Expositionsklasse XF1.Statischer Nachweis liegt vor, Anschlussdetails hab ich als DWG und IFC.

Wenn das Treppenauge nicht passt, gibt’s eine Toleranztabelle – steht im ‚Was passiert, wenn...‘-Modul.“


Polier:

„Und wo genau heb ich das Teil an? Ich hab nur 90 Minuten Kranzeit.“


Tragwerksplaner:

„Hebepunkte sind werkseitig markiert. QR-Code ist auf der Schutzfolie – da steht alles drin: Hakenpositionen, Kranlast, Montagereihenfolge.“


Polier:

„Und wie lange dauert der Einbau?“


Architektin:

„Laut Verarbeiter-Checkliste: 45 Minuten pro Einheit – mit Standardkran, ohne Nacharbeit.“


Prüfstatiker:

„Ich brauch die Anschlussdetails – Lastweiterleitung, Auflagerbewehrung.

Wo finde ich das alles zusammenhängend?“


Tragwerksplaner:

„In der Planerseite – DWG, IFC, Lastannahmen, Bemessung. Gültigkeitsbereich ist klar angegeben.

Wenn’s Rückfragen gibt, steht ein technischer Berater bereit – telefonisch oder per Teams.“


Polier:

„Und was, wenn’s trotzdem klemmt? Wenn das Maß nicht passt oder der Bauherr den Sichtbeton anzweifelt?“


Architektin:

„Dann greifen die Abläufe, die definiert sind – wer meldet was, wer entscheidet, was zu tun ist.

Kein WhatsApp-Chaos, kein Zettel suchen. Alles geregelt.“


Bauherrin:

„Ich unterschreib die Abnahme nur, wenn keine Nacharbeiten mehr nötig sind.

Ich zahl nicht für Improvisation.“


Tragwerksplaner:

„Verstanden. Deshalb ist alles dokumentiert – und jeder weiß, was zu tun ist.“


Prüfstatiker:

„Ich hab alle Infos, die ich brauche – Anschlussdetails, Lastannahmen, Nachweise.“


Polier:

„Ehrlich? Dass wir dieses Gespräch überhaupt so führen können –liegt nur daran, dass der Hersteller liefert, was andere oft offenlassen.“


Gute Kommunikation erkennt man nicht daran, wie sie klingt – sondern daran, ob sie Entscheidungen möglich macht.


System-Check:


Hält dein Marketing, was dein Produkt verspricht?


Denkfragen für Hersteller von Systembauteilen wie Fertigteiltreppen:


– Liefert eure Kommunikation das, was ein Tragwerksplaner zur Bemessung braucht?Oder hofft ihr, dass er euch schon anruft?


– Könnte ein Bauleiter eure Montageanleitung ohne Rückfrage umsetzen?Oder improvisiert er – weil Angaben zu Hebepunkten und Toleranzen fehlen?


– Versteht ein Bauherr, was eure Treppe langfristig leisten muss?

Oder wird er mit Architekturprosa beruhigt?


– Habt ihr IFC-Modelle mit real nutzbaren Inhalten?Oder nur hübsch platzierte PDF-Links?


Realszenario:

Ein Prüfingenieur fordert Nachweise zur Dauerhaftigkeit eurer Fertigteiltreppe in Expositionsklasse XF4.

Die Planung ist weit fortgeschritten – aber auf eurer Website findet sich nur:

ein allgemeiner Hinweis zur „Sichtbetonqualität“

und eine Broschüre, die nichts Konkretes sagt.


Was passiert jetzt – und was müsste passieren, damit genau das nicht passiert?


Bullshit-Killer:

Streich aus deiner Kommunikation alles,

was ein Entscheider nicht direkt prüfen, einordnen oder verantworten kann.

Wenn danach nichts mehr übrig ist, hast du kein technisches Marketing.

Dann hast du Werbung.

1 Comment

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Franz
vor 6 Tagen
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Richtig, und zwar nicht nur in der Baubranche!!!

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