Schritt 1 von 9: Wie eine klare Vision technische Marketingplanung in der Baubranche erst möglich macht
- Jörg Appl
- 16. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Was passiert, wenn ein Ingenieurbüro oder Bauunternehmen technische Marketingziele plant, bevor klar ist, wofür es eigentlich steht?
Dann entsteht Aktivität ohne Richtung – und Strategie ohne Fundament.
Denn Schritt 1 jeder technischen Marketingplanung ist nicht ein Tool. Sondern eine Vision, die verstanden wird.

Der strategische Marketingplan für die Baubranche beginnt nicht bei dir. Er beginnt beim Leitbild
Ich fang nicht hinten an.
Ich fang da an, wo es weh tut.
Wenn du einen strategischen, technischen Marketingplan für die Baubranche schreiben willst,
brauchst du zuerst eins:
Richtung.
Und die kommt nicht von dir.
Die kommt von oben.
Vom Leitbild. Von der Vision. Vom verdammten Warum.
Du bist nicht die Geschäftsleitung.
Aber du sollst für sie denken.
Strategisch. Technisch. Wirksam.
Was du brauchst, ist kein Bauchgefühl.
Was du brauchst, ist ein Zielbild, das trägt.
Kein Poster. Kein Claim.
Ein Fundament.
„Wir sind ein innovatives, interdisziplinäres Team…“–
Copy. Paste. Copy. Paste.
Solche Sätze haben Agenturen geschrieben,
die noch nie einen Bauleiter gesehen haben.
Solche Sätze helfen niemandem.
Weder dir. Noch dem Vertrieb.
Und erst recht keinem Kunden.
Ich frag nicht, ob euer Leitbild gut klingt.
Ich frag, ob es hilft.
Als Startpunkt.
Für einen strategisch, technischen Marketingplan mit Substanz.
Denn was nützt ein Leitbild oder Vision,
wenn niemand weiß, was damit gemeint ist?
Vision ohne Richtung ist Nebel in PowerPoint
Ursprünglich war eine Vision was Einfaches:
Ein Ziel für das Unternehmen, das Büro.
Ein gemeinsames Bild der Zukunft.
Ein Kompass für Entscheidungen.
Nicht für die Website.
Nicht für die Presse.
Sondern intern.
Als Richtschnur für alles, was kommt.
Heute ist sie oft:
Ein Textbaustein.
Ein Imagefilm.
Ein Placebo.
Und das merkt man.
Denn wenn die Vision schwimmt,
steht am Ende kein strategisch technischer Marketingplan.
Sondern der nächste „Plan“ voller Nebel.
Mit Maßnahmen, die keiner braucht,
für Marktsegmente, die keiner kennt.
Drei Dinge muss eine Vision leisten. Nicht mehr. Nicht weniger.
Ein Zielbild.
Wo wollen wir hin – drei, fünf, zehn Jahre?
In welchem Marktsegment? Mit welcher Rolle?
Nicht als Claim. Sondern als operative Ansage.
Relevanz.
Warum gibt es uns? Was können wir besser?
Für wen sind wir unersetzlich – technisch, organisatorisch, wirtschaftlich?
Handlungsrahmen.
Auf welcher Basis entscheiden wir?
Qualität? Preis? Geschwindigkeit? Entlastung?
Welche Aufträge nehmen wir – und welche lassen wir bleiben?
Was eine Vision nicht muss:
Gefallen. Berühren. Gefühlsduselei auslösen.
Sie ist kein Werbetext.
Sie ist der verdammte Ausgangspunkt deiner Strategie.
Und wofür das Ganze?
Ein strategischer technischer Marketingplan steht nie für sich allein.
Er hängt an der Unternehmensrichtung.
Immer.
Ohne Ausnahme.
Was oben nicht klar ist,
kannst du unten nicht ableiten.
Das Leitbild deines Unternehmens ist der Rahmen.
Darin steht, wohin der Laden will.
Und genau das bestimmt,
wie dein technischer Marketingplan aussehen muss.
Was soll erreicht werden?
Wer steht im Fokus?
Warum genau dieses Ziel?
Diese drei Fragen sind der Kern.
Und dein Plan muss sie beantworten –
nicht mit Bauchgefühl, sondern mit System.
Wenn dein Unternehmensziel „Marktführerschaft durch Differenzierung“ heißt,
kannst du kein Me-too-Produkt bewerben.
Wenn dein Ziel „Kostenführerschaft“ ist,
kannst du keine High-End-Beratung verkaufen.
Und wenn „Fokussierung“ eure Strategie ist,
dann kannst du nicht nächste Woche ein neues Kundensegment aufmachen.
Du bist Marketing. Nicht Geschäftsführung.
Aber dein Plan muss trotzdem passen.
Zur Strategie. Zur Position. Zum Zielbild.
Und genau deshalb ist das Leitbild keine Kür.
Sondern Pflicht. Schritt 1. Fundament. Punkt.
Der Plan in neun Schritten – aber nur, wenn Schritt 1 trägt
Ein technischer Marketingplan ist kein Wunschzettel.
Er ist ein System.
Und das besteht aus neun klaren Schritten:
Vision & Mission klären
→ Wohin soll das Unternehmen? Für wen? Mit welchem Anspruch?
Finanzielle Rahmenbedingungen prüfen
→ Was ist realistisch? Was ist finanzierbar? Was bringt Wirkung?
Zielsystem und Prioritäten aufstellen
→ Welche Ziele stehen oben? Welche KPIs zählen wirklich?
Marktüberblick schaffen
→ Welche Akteure? Welche Segmente? Welche Entwicklungen?
SWOT-Analyse – aber ohne Bullshit
→ Was sind echte Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken?
Marktattraktivität vs. Unternehmensstärke abgleichen
→ In welchen Segmenten lohnt sich Einsatz? Wo nicht?
Zukünftige Entwicklungen im Zielsegment antizipieren
→ Was könnte sich verändern – technisch, politisch, wirtschaftlich?
Ziele und Strategie ableite
→ Was konkret soll erreicht werden – und wie?
Finanzielle Prognose erstellen
→ Was kostet der Plan? Was bringt er voraussichtlich ein?
Aber vergiss alle acht Folgeschritte,
wenn du bei Schritt 1 rumeierst.
So klingen Visionen in der Baubranche – wenn sie aus dem Projekt kommen, nicht aus dem Werbetext
Was das in der Praxis heißt?
Ich geb dir sechs Rollen.
Sechs Realbeispiele.
Einmal Worthülsen. Einmal Positionierung.
Ingenieurbüro – Worthülsen-Version:
„Wir sind ein innovatives, interdisziplinäres Ingenieurbüro, das gemeinsam mit seinen Kunden nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen für die Herausforderungen des Bauens entwickelt.“
Klingt nett.
Hilft keinem.
Kein Markt. Keine Richtung. Kein Plan.
Ingenieurbüro – so klingt Klarheit:
„Wir planen Tragwerke für komplexe Bauwerke in urbanen Verdichtungsräumen – effizient, genehmigungsfähig und prüfsicher. Unser Ziel: In fünf Jahren bevorzugter Planungspartner für Geschosswohnungsbau im süddeutschen Raum. Mit Entwurf, Ausführung und Beratung – digital gestützt und durchgängig.“
Das ist kein Slogan.
Das ist Richtung.
Architekturbüro – Worthülsen-Version:
„Wir gestalten inspirierende Lebensräume mit einem hohen Anspruch an Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit…“
Klingt edel.
Aber niemand weiß, was ihr wirklich macht.
Für wen. In welchem Markt. Mit welchem Fokus.
Architekturbüro – so klingt Positionierung:
„Wir planen Wohn- und Mischimmobilien in urbanen Wachstumsregionen – mit Fokus auf nachrüstbare Grundrisse, kostensichere Ausführung und ESG-konforme Baumaterialwahl. Ziel: Generalplanung für nachhaltige Wohnquartiere in B- und C-Städten.“
Das ist ein Plan.
Das ist ein Markt.
Das ist kommunizierbar.
Bauunternehmen – Worthülsen-Version:
„Als leistungsstarker Partner im Hoch- und Tiefbau realisieren wir anspruchsvolle Bauvorhaben termin- und qualitätsgerecht…“
Schon 200 Mal gelesen.
Noch nie verstanden, worin der Unterschied liegt.
Bauunternehmen – so klingt Klartext:
„Wir bauen schlüsselfertige Wohn- und Gewerbeprojekte bis 30 Mio. € in Süddeutschland – mit eigenem BIM-Team, TGA-Koordination und festen Nachunternehmern. Ziel: Laufzeiten unter 12 Monaten. Belastbare Übergaben. Minimale Nacharbeit.“
Das ist kein Werbetext.
Das ist eine Bauaussage mit Strategiepotenzial.
Geologie – Worthülsen-Version:
„Wir bieten geologische und geotechnische Gutachten für Bauprojekte jeder Art…“
Austauschbar.
Und damit strategisch wertlos.
Geologie – so geht’s konkret:
„Wir liefern Gründungs- und Baugrundkonzepte für urbane Bauprojekte ab Bauklasse 4 – mit Fokus auf Grundwasser, Verbau und Nachweisführung. Ziel: Entscheidungsgrundlagen ab LPH 1, die auch in der Bauüberwachung halten.“
Das ist Leistung.
Das ist Position.
Das ist Relevanz
Bauphysik – Worthülsen-Version:
„Wir begleiten Projekte mit maßgeschneiderten Lösungen im Wärme-, Schall- und Feuchteschutz…“
Solide – aber völlig diffus.
Kein Fokus. Kein Projektbezug. Kein Mehrwert.
Bauphysik – so geht’s auch:
„Wir planen bauphysikalische Nachweise für Wohn- und Sonderbauten – mit Fokus auf Genehmigungssicherheit und Baubarkeit. Ziel: Planungsteams ab LPH 2 so entlasten, dass Nachweise prüffähig, umsetzbar und wirtschaftlich bleiben.“
Jetzt kannst du entscheiden:
Passt das zu deinem Büro?
Dann hast du deinen Einstiegspunkt.
Und was heißt das für dich?
Wenn du Schritt 1 deiner Marketingplanung erarbeitest,
dann such dir keine schönen Sätze.
Such dir ein Ziel. Ein Marktsegment. Einen Fokus.
Dann weißt du auch, was du im Marketing tust.
Fazit – Der strategisch-technische Marketingplan folgt der Vision. Nicht umgekehrt
Ein strategisch-technischer Marketingplan ist kein Wunschkonzert.
Er ist eine Antwort auf das, was das Unternehmen wirklich will.
Und genau deshalb muss er der Vision folgen – nicht der nächsten Kampagnenidee.
Wenn du also bei Schritt 1 keine Klarheit hast,
dann brauchst du keine Zielgruppenanalyse,
keine Maßnahmenmatrix und kein Contentformat.
Dann brauchst du erstmal ein Zielbild, das trägt.
Technisch. Operativ. Unternehmerisch.
Denn ohne Richtung bleibt jedes Marketing beliebig.
Und Beliebigkeit ist der sicherste Weg zu Streuverlust,
zu Planungsfrust – und zur Wirkungslosigkeit im Markt.
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System-Check – bist du bereit für echte Planung?
Denkfragen:
– Welche Vision steht in eurem Leitbild? Und was sagt sie wirklich aus?
– Könntest du damit heute einen Marketingplan schreiben – der wirkt?
Realszenario:
Du bekommst den Auftrag, Schritt 2 und 3 eines technischen Marketingplans aufzusetzen. Du liest die Vision des Unternehmens – und weißt nicht, ob ihr für Architekten, Bauherren oder Tragwerksplaner plant. Was tust du?
Bullshit-Killer:
„Wir sind ein interdisziplinäres Team, das mit Leidenschaft nachhaltige Lösungen schafft.“→ Was genau plant ihr? Für wen? In welchem Markt? Mit welchem Ziel?
Wenn du auf all das keine Antwort bekommst,
ist dein Marketingplan von Anfang an Schall und Rauch.
Und du brauchst technisch-strategischen Marketingplan.
Sondern vorab ein neues Leitbild. Punkt.
Entweder könnt ihr alle dasselbe – oder ihr habt alle dieselbe Werbeagentur.